Der Wert der Pflege
Eine Gesellschaft befindet sich im steten Wertewandel, d.h. die erstrebenswerten Zustände und Ziele, die sich eine Gesellschaft setzt, ändern sich. Traditionen und vielfältige, immer wieder neue Lebensformen stehen im Wettstreit, daraus entstehen Veränderungsprozesse, die zu neuen Wertevorstellungen führen.
Ein Wert, der schon immer prägend für die westlichen Gesellschaften war, ist die Versorgung von Kranken und Alten. In der Schnelllebigkeit unserer Zeit, der Hektik des Alltags, der beruflichen und familiären Anforderung und der oft daraus resultierenden übermäßigen Belastung des Einzelnen gerät dieser Wert bisweilen in den Hintergrund - auch gesellschaftspolitisch.
Insofern ist es notwendig, immer wieder daran zu erinnern, dass die Unterstützung von Alten und Kranken durch Pflegekräfte - sei es in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen oder im privaten häuslichen Bereich - ein gesellschaftlich unabdingbar hoher Wert ist.
Dazu Auszüge eines Kommentars von Lucia Schmidt aus der FAZ vom 11.06.2016:
… Die Scheu davor, in der Pflege zu arbeiten, hat aber nicht nur mit Geld, Tarifen und Arbeitsbelastung zu tun. Ein maßgeblicher Grund ist vielmehr, dass ein Aspekt außer Acht gelassen wird, den Pflegekräfte immer wieder betonen, wenn sie befragt werden: Sie fühlen sich von Krankenhausleitungen, Kollegen anderer medizinischer Berufe und auch von Patienten nicht mehr wertgeschätzt. Dabei geht es ihnen ausdrücklich nicht um materielle Interessen, um ihr Gehalt, sondern um die ideelle Anerkennung ihrer Arbeit. …
… Der Pflegenotstand wird nicht gelindert werden, wenn man sich ausschließlich von politischen und ökonomischen Ideen leiten lässt. Gesellschaftliche und ethische Kategorien müssen mindestens gleichrangig berücksichtigt werden. Nächstenliebe und Fürsorge waren ebenso wie eine Ethik des Dienens schon immer Leitgedanken der Pflege. Soziale Berufe, in denen man für andere da ist, bringen das mit sich. Das ist ein hohes gesellschaftliches Gut. …
… Gerade die Pflege hat aber allen Grund, den Blick der Öffentlichkeit auf Wert, Würde und Inhalt ihrer Arbeit zu lenken. …
… Parallel zur Diskussion über den Pflegenotstand häufen sich persönliche Eindrücke und öffentliche Berichte über katastrophale pflegerische Zustände in Kliniken wie Heimen. Nicht jede unzureichende Arbeit, mangelnde Sorgfalt und mindere Qualität in der Pflege lassen sich - wie gerne üblich - auf Arbeitsbelastung, Schichtdienst, Bürokratie oder geringes Einkommen schieben. Gute Arbeit hat auch etwas mit Einstellung zu tun, mit einem Anspruch an sich selbst, Freude am eigenen Tun und eben mit Anerkennung von anderen. Pflege ist ein unverzichtbarer, ehrenwerter Beruf. …
Die Gedanken von Lucia Schmidt treffen nicht nur für die Kollegen in den Pflegeberufen zu, sondern gleichermaßen für meine Tätigkeit in der Alltagsbegleitung als zusätzliche Betreuungskraft. Ich wünsche mir, dass ich Menschen betreuen kann, indem ich ihnen würdevoll begegne und sich im Laufe der Zeit das Da-Sein in eine beidseitige Wertschätzung entwickelt.
Ich freue mich auf Sie!
Stefanie Entzminger